Film - stfndw.com https://stfndw.com/category/film/ Stefan Niederwieser Discohütte Fri, 08 Mar 2019 16:27:11 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.4.3 Roma: Szenen eines Lebens https://stfndw.com/2018/film/roma-alfonso-cuaron-szenen-eines-lebens/ Tue, 11 Dec 2018 01:52:49 +0000 https://stfndw.com/?p=15878 Ein Film des Jahres läuft neben den Kinos gleichzeitig bei Netflix. „Roma“ zeigt ein Panorama Mexikos der frühen Siebziger und vor allem den Zusammenhalt einer Familie, die auseinander zu brechen...

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Ein Film des Jahres läuft neben den Kinos gleichzeitig bei Netflix. „Roma“ zeigt ein Panorama Mexikos der frühen Siebziger und vor allem den Zusammenhalt einer Familie, die auseinander zu brechen droht.

Die Familie hält Cleo ganz fest. Wie auf einer klassischen Pietá bilden sie ein Dreieck. Sie klammern sich aneinander und an das, was von der Familie noch da ist. Auch ihnen ist der Vater abhanden gekommen. Aber Cleo lebt. Und die Kinder leben. Zwei von ihnen hat Cleo gerade vor dem Ertrinken gerettet. Die Wellen sind zu einem lauten Tosen angeschwollen, das sie fast verschluckt hätte. Cleo aber ist selbstlos hinaus, obwohl sie nicht richtig schwimmen kann. Sie ist die stille Heldin des Films, sie singt viel, sie duldet und sie hilft, wo sie kann. Die indigene Mixtekin lebt als Hausmädchen und Vertraute bei ihrer Gastfamilie, unversehens wird sie schwanger und sucht im Mexiko der Siebziger Jahre nach dem Vater, der auch ihr abhanden kommt. Wie sich das Leben hier entfaltet, macht „Roma“ zu einem Film des Jahres.

„Roma“ ist meist in festen Einstellungen gedreht, in Halbtotalen und in Panoramas mit weitem Winkel. Wenn sich die Kamera bewegt, gleitet sie traumwandlerisch durch ihre Umgebung. Die Handlung spielt sich oft nicht in der Bildmitte ab, sondern am Rand oder verborgen von den Blicken der Zuseher. Regisseur Alfonso Cuarón musste auf seinen angestammten Kameramann, den hochdekorierten Emmanuel Lubezki, verzichten und steuerte selbst seine Linse. Er vermied Nahaufnahmen, fokussierte kaum auf Gesichter und lässt Raum für Details. Dadurch wirkt Szene um Szene wie beiläufig – so als würde sie sich ohne viel künstlerisches Zutun entwickeln.

Doch die Handlung hat es in sich. Über 100 Studenten werden einmal massakriert in einem Ereignis, das heute als Fronleichnam-Massaker bekannt ist. Verdeckte Einheiten drehten an der Gewaltspirale, die Spezialeinheit Los Halcones – die Habichte – ging mit großkalibrigen Waffen gegen die Studenten vor.

Christliche Symbolik

Im Film sieht man all das fast nicht, Cleo treibt durchs Geschehen, ihre Fruchtblase ist geplatzt, sie muss dringend ins Krankenhaus, das Kind aber bringt sie tot zur Welt, man gibt ihr nur wenige Sekunden, um sich zu verabschieden. Cuarón drehte diese Szene mit echten Doktoren und echten Krankenschwestern. Seinen Schauspielern gab er nur Teile des Drehbuchs und teils widersprüchliche Anweisungen, damit sie auf das Chaos spontan reagieren mussten.

Roma von Alfonso Cuarón
(c) Netflix / Carlos Somonte.

Wie schon in seinem düsteren Sci-Fi- „Children Of Men“, das sich in einigen Beobachtungen bitter bewahrheitete, spielt Cuarón auch hier mit christlichen Symbolen – Tod und Geburt sind eng verwoben, nicht nur am Tag des Massakers. Wie in einer Taufe werden die beiden Kinder aus dem Wasser gerettet. Einmal fährt die Familie zu Weihnachten aufs Land, dort wird gesungen und Männer schießen übungsweise auf leblose Objekte, zu Neujahr bricht schließlich ein Feuer aus, als würde die Natur Platz für Neues schaffen wollen. Dazu singt ein Mann in einem vermutlich sehr bunten Kostüm ein Lied.

Der Regisseur bricht die Handlung auf und reichert sie sanft mit Symbolen und Mythen an. Einmal wird im Hintergrund eine menschliche Kanonenkugel in die Luft geschossen, um Menschen bei einer politischen Kundgebung zu unterhalten. Ein andermal hält ein maskierter TV-Guru ein Ansprache über Willenskraft und Selbstbeherrschung, während genau diese Fähigkeiten der Gesellschaft insgesamt abgehen.

Schockwellen in den Alltag

Hier sind die Väter abwesend, die Mütter haben kaum Rechte, die Autos sind laut und fressen Benzin, der Rauch von Zigaretten dringt bis in die letzten Winkel vor und der Staat schreckt vor Terror nicht zurück. Aber all das wird so subtil in die Szenen eingewoben, dass man nie das Gefühl bekommt, davon erdrückt zu werden. Das große Ganze sendet seine Schockwellen in den Alltag, der dennoch von Liebe und Sorge füreinander getragen ist. Sie wird nicht immer, aber meistens erwidert. Die meiste Last trägt dabei Cleo, die vielleicht unwahrscheinlichste, aber am bittersten notwendige Heldin der jüngeren Filmgeschichte.

 

“Roma” von Alfonso Cuarón ist bereits via Netflix zu sehen.

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Netflix, Amazon, Disney: Streaming Wars https://stfndw.com/2018/medien/streaming-netflix-amazon-hbo-disney/ Thu, 08 Nov 2018 00:43:09 +0000 https://stfndw.com/?p=15912 Netflix, Amazon und Disney wollen der Mediengigant der Zukunft werden. Dafür streamen sie demnächst noch größere, buntere, epischere Serien auf unsere smarten Geräte. „Netflix and chill“ hat ein spürbares Eigenleben...

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Netflix, Amazon und Disney wollen der Mediengigant der Zukunft werden. Dafür streamen sie demnächst noch größere, buntere, epischere Serien auf unsere smarten Geräte.

„Netflix and chill“ hat ein spürbares Eigenleben entwickelt, seit es vor zehn Jahren erstmals beiläufig verwendet wurde. Eine ausgefuchste Kampagne stand nicht dahinter, der Slogan entstand ganz natürlich, weil Menschen ihn so verwendeten. Netflix selbst hat ihn erst spät für sich entdeckt. Streaming ist schnell in den Alltag vieler Menschen eingedrungen, bald verstanden damit auch Outsider den Insiderwitz. Und Netflix wurde zum Inbegriff langer Serienmarathons.

Videos kann man dort starten, wann man will, Sprachen und Untertitel auswählen, kreuz und quer springen oder sich von den Empfehlungen des Algorithmus treiben lassen. In Österreich gibt es Netflix seit vier Jahren, jeder fünfte Österreicher loggt sich heute regelmäßig dort ein. Von allen Minuten, die auf Streaming-Plattformen angesehen werden, entfallen auf Netflix immerhin 17%.

HBO hat lange zugesehen. Der US-Sender wurde vor zwanzig Jahren mit Serien weltweit bekannt, die mit ausufernden Handlungsbögen die Möglichkeiten des Erzählens neu definierten. Auf die Emmys, die Oscars des Fernsehens, hatte der Sender deshalb lange ein Abonnement. In Österreich läuft dessen Programm, zu dem die Sopranos, Six Feet Under, The Wire, Game Of Thrones und Westworld gehören, mittlerweile bei Sky. Im Juni dieses Jahres wurde schließlich ein Deal bestätigt, bei dem Time Warner gemeinsam mit HBO vom Telekom-Giganten AT&T übernommen wurde. Damit wird ein neues Kapitel um die Aufmerksamkeit der Nutzer eingeläutet. Und HBO spielt darin eine zentrale Rolle.

Drachen Money

Noch mehr Serien sollen produziert werden. HBO war bisher zurückhaltend gewesen, immerhin lebte man sehr gut von Drachen und Eiszombies. Bei 6,3 Milliarden Dollar Umsatz betrug der Gewinn des Senders letztes Jahr 2,2 Milliarden. In etwa dieselbe Summe investierte man auch wieder in neues Programm – ein mickriger Betrag, wenn man ihn mit den 12 Milliarden Dollar vergleicht, die Netflix jedes Jahr in neue Inhalte pumpt.

Streaming Netflix vs Amazon vs HBO vs Disney
Die Drachen von Daenerys spucken für Feinde Feuer aus und für HBO sehr viel Geld.

Bei HBO soll die Summe nun deutlich wachsen, man arbeitet an einer Serienadaption von Watchmen, in der Superhelden in einer nostalgischen Welt als Außenseiter behandelt werden, dazu an einem Ableger von Game Of Thrones. Außerdem wird das Mutterunternehmen Time Warner seine Inhalte von anderen Anbietern abziehen, damit das Angebot von HBO exklusiver wird, darunter auch Filme von Warner Bros.

Netflix hält dagegen. Es hat alleine fünf deutsche Serien in Auftrag gegeben, darunter eine Fortsetzung des gefeierten „Dark“. Das ist auch deshalb notwendig, weil die Europäische Union Anbieter zwingt, solche Inhalte zu produzieren. Das entsprechende Gesetz wird im Dezember endgültig beschlossen.

Streaming Netflix Amazon HBO Disney - Dark
Dark Season 1

Viel höher skalieren

Global teilen sich US-amerikanische Konzerne den Markt für Streaming auf. Eine europäische Konkurrenz ist – im Unterschied zum Musikbereich mit Spotify aus Schweden – nicht in Sicht. Denn innerhalb der Europäischen Union muss jeder Markt einzeln erschlossen werden. Das macht es für Start-ups schwer. Der heimische Streaming-Anbieter Flimmit etwa ist mit seinem Programm, das viele Nischenfilme aus Österreich umfasst, zwar weltweit verfügbar – mit der Einschränkung allerdings, dass dies aus lizenzrechtlichen Gründen für manche Inhalte in manchen Ländern nicht gelten kann. Die Streams bei Flimmit laufen zudem nicht ganz unterbrechungsfrei. In den USA können Unternehmen dagegen ein neues Produkt für 328 Millionen Menschen gleichzeitig ausrollen und dadurch viel höher skalieren. Ähnliches gilt übrigens auch für China mit einem noch grösseren Markt.

Mediennutzung in Österreich

In Österreich werden Serien und Filme derzeit vor allem am Computer angesehen. Immerhin ein Drittel der Zuseher tun das am smarten Fernseher, ganze 42% sogar intensiv und täglich. Sie nutzen vor allem Youtube, Netflix und Amazon. Letzteres wählte Österreich als einen seiner ersten Märkte für Video-On-Demand aus. Wer sich Päckchen mit Amazon Prime schneller schicken lassen will, bekommt das Serienangebot gratis obendrauf. Damit konnte Amazon schnell ein Drittel aller Österreicher überzeugen. Die Plattform liegt bei den Nutzerzahlen ein deutliches Stück vor Netflix.

Youtube stellt beide allerdings deutlich in den Schatten. Für die Inhalte sind dort die User selbst verantwortlich, zu denen mittlerweile auch viele Sender gehören. Die Videos auf Youtube sind generell gratis abrufbar, ein Abonnement bietet den einzigen Vorteil, keine Werbung mehr angezeigt zu bekommen.

Amazon dagegen produziert auch Serien und Filmen, und das im großen Stil. Mit rund 5 Milliarden Dollar für neue Serien reiht man sich heuer zwischen Netflix und HBO ein.  Weltweit hält man derzeit bei rund 100 Millionen Abonnenten, die man vor allem mit Indien demnächst verdoppeln will.

Eigene Plattformen gehen an den Start

Bald wollen noch mehr Anbieter etwas von diesem Markt haben. Disney und Apple haben angekündigt, nächstes Jahr mit eigenen Streaming-Plattformen zu starten. Für diese brauchen beide exklusive Inhalte, um ihren Nutzern entsprechende Vorteile zu bieten. Disney kann sich dabei im Marvel-Universum und bei Star Wars bedienen. Gleichzeitig hat der Konzern beschlossen, die Zusammenarbeit mit Netflix zu beenden, wodurch dort demnächst die Avengers, Guardians Of The Galaxy, Toy Story oder König der Löwen fehlen werden.

Streaming-Netflix-Amazon-HBO-Disney-Suspiria
Die Neuverfilmung von “Suspiria” wurde von Amazon produziert. Streaming-Dienste geben mittlerweile auch Filme in Auftrag. Das kann man auch an “Roma” von Alfonso Cuarón sehen, das für Netflix produziert wurde.

Die Konkurrenz wächst. Der Markt für Streaming gleicht mittlerweile einer Einkaufsmeile mit ganz unterschiedlichen Geschäften. HBO ist dabei eine Boutique, Disney ein Fachgeschäft, Netflix ein großes Warenhaus und bei Amazon bekommt man alles und noch viel mehr, vom Diamantbohrer über hauptberufliche Fusskitzler bis zum Auftragskiller.

 

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Viennale: Manns- und Frauenbilder https://stfndw.com/2018/film/viennale-intendantin-eva-sangiorgi-manns-und-frauenbilder/ Tue, 23 Oct 2018 11:05:30 +0000 https://stfndw.com/?p=15924 Die Viennale startet ins erste Jahr mit neuer Chefin. Ihre Handschrift ist noch sanft, aber vielversprechend. Es ist das erste Jahr der neuen Intendantin Eva Sangiorgi. Nach außen hat sich...

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Die Viennale startet ins erste Jahr mit neuer Chefin. Ihre Handschrift ist noch sanft, aber vielversprechend.

Es ist das erste Jahr der neuen Intendantin Eva Sangiorgi. Nach außen hat sich scheinbar nicht viel getan. Die Viennale hat kein neues Logo, keine blitzende Website, keine Goldenen Preise, keine spektakulär andere Festivalzentrale und keine Party-Sonderzüge. Man scheint in der Stadt fürs Erste genug von groß angekündigten Kulturrevolutionen zu haben, nachdem das Experiment bei den Wiener Festwochen abgebrochen werden musste. Die Viennale, Österreichs größtes Filmfestival, wird weiterhin so arbeiten wie bisher und ohne Limousinen, Blitzlicht und Interviews vom Roten Teppich auskommen müssen. Alles läuft wie immer. Nur die Filme sind neu.

Oder fast. Kleine Änderungen haben sich eingeschlichen. Das Programm ist jetzt nicht mehr in Spiel- und Dokumentarfilm unterteilt. Die Konsulenten, also die Programmberater, wurden ausgetauscht. Eva Sangiorgi plant für nächstes Jahr außerdem ein Gremium, das ihr bei der Auswahl hilft. Immerhin laufen in zwei Wochen rund um die Uhr cirka 270 Filme, viele erstmals in Österreich. Auf Trailer und Gerüchte kann man sich dabei nicht verlassen, man muss sie schon selbst sehen, vertrauensvolle Menschen aus dem Team. Man möchte dafür aus dem Vollen schöpfen. Eva Sangiorgi spielt sich damit langsam und sachte frei von dem Erbe, das Hans Hurch hier hinterließ. Beinahe wäre es gelungen, doch einen echten Star aus Hollywood in Wien zu begrüßen. Die Verhandlungen mit Chloe Sevigny scheiterten erst im letzten Moment.

Die erwartbaren, großen Namen

Also nimmt man mit Kalibern der Regie vorlieb. Von Claire Denis wird es „High Life“ mit Robert Pattinson („Twilight”) zu sehen geben, ihr Debüt in englischer Sprache, von Alfonso Cuaron „Roma“, der heuer in Venedig den Goldenen Löwen gewinnen konnte und von Lars von Trier wird „The House That Jack Built“ gezeigt. Dakota Johnson, die man aus den 50-Shades-Filmen kennen könnte, spielt die Hauptrolle in „Suspiria“, dem Remake eines legendären Horrorfilms aus Italien unter der Regie von Luca Guadagnino, der heuer mit „Call Me By Your Name“ für den Oscar als bester Film nominiert war. Die schaurige Musik kommt von Thom Yorke, dem Vorzeige-Paranoiker und Sänger von Radiohead.

B-Movies, eine quintessentielle US-amerikanische Kunstform

Diese prominente Auswahl könnte aber so ähnlich bei jedem Filmfestival Ende Oktober zu sehen sein. Anders verhält sich das mit der Retrospektive zu B-Movies. Eva Sangiorgi wurde von schwarz-weißen Filmen geprägt, das verriet sie einmal in einem Interview. Sie hat es geliebt diese B-Movies zu sehen, am liebsten nachmittags. Insofern erfüllt sich die 40-Jährige mit dieser Retrospektive wohl eine Art Kindheitstraum. Rund 60 Filme werden dabei von mittags bis in die Nacht im Filmmuseum gezeigt. Sie entstanden allesamt in den Vereinigten Staaten der 1930er, 40er und 50er Jahre. Dieses Genre sei eine quintessentielle US-amerikanische Kunstform, auch wenn es vorwiegend von Migranten und Menschen am Rand der Filmindustrie geschaffen wurde, so argumentiert der Katalog.

In vielen Kinos konnten damals Karten für Doppelvorstellungen gekauft werden, der zweite Film war oft am Fließband produziert worden, Szenen mussten schnell abgedreht werden, Spezialeffekte waren improvisiert. Diese B-Movies waren anfangs oft Western, später kamen Horror- und Science-Fiction-Filme hinzu. Berüchtigt ist beispielsweise „Plan 9 From Outer Space“, der lange Zeit als schlechtester Film aller Zeiten galt. Es waren in den B-Movies aber auch filmische Experimente möglich, die bei großen Produktionen dem Schnitt zum Opfer gefallen wären.

Absolut gegen Quoten

Dass die Handschrift von Eva Sangiorgi heuer nicht überdeutlich zu sehen ist, könnte auch damit zusammenhängen, dass sie schlicht wenig Zeit hatte. Sie musste das Festival Ficunam in Mexiko-Stadt noch zu Ende bringen, 16 Jahre hat sie dort gelebt, der Einfluss des lateinamerikanischen Kinos auf das Programm der Viennale ist derzeit aber noch überschaubar. Die laufende Intendanz war auch erst nach der letzten Viennale ausgeschrieben worden, als letzte Verneigung vor dem überraschend verstorbenen Hans Hurch.

Aufhorchen ließ Sangiorgi mit der Ansage, dass sie absolut gegen Quoten sei, es ginge in der Kunst nur um Qualität, nicht um Geschlecht oder Zahlen. Dass alle Tributes und Hommagen weißen Männern gewidmet sind, das sei eben so passiert. Oder dass der Eröffnungsfilm “Lazzaro felice” von einer Frau ist, der schon jetzt vielen Journalisten als Meisterwerk gilt.

 

Viennale unter Leitung von Intendantin Eva Sangiorgi von 25. Oktober bis 8. November.

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Hedy Lamarr: Sex, Lügen und Zelluloid https://stfndw.com/2018/film/hedy-lamarr-pionierin-bluetooth-wlan-aspen-orgasmus-im-film/ Tue, 04 Sep 2018 00:43:42 +0000 https://stfndw.com/?p=15983 Hedy Lamarr war Schauspielerin, Erfinderin und Hollywood-It-Girl. Eine Doku zeigt die unbeugsame Wienerin in ihrer ganzen, schillernden Größe. Sie war schön, klug und unabhängig. Die Geschichte von Hedy Lamarr ließe...

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Hedy Lamarr war Schauspielerin, Erfinderin und Hollywood-It-Girl. Eine Doku zeigt die unbeugsame Wienerin in ihrer ganzen, schillernden Größe.

Sie war schön, klug und unabhängig. Die Geschichte von Hedy Lamarr ließe sich heute leicht verfilmen. In Europa hat sie die erste Sexszene der Filmgeschichte gedreht. Von ihrem Erfolg in Hollywood war sie gelangweilt und forschte lieber an einer Methode, um Torpedos zu steuern, die nicht von den Nazis gestört werden konnte. Diesem Patent verdanken wir heute Bluetooth und sicheres Wlan. Hedy Lamarr hat sich von Männern nicht sagen lassen, was sie kann und was nicht. Sie datet John F. Kennedy, aber auch Frauen. In späteren Jahren wird ihr Verhalten unberechenbar, wohl eine späte Folge von Speed, das damals nicht verboten ist und von Ärzten in Hollywood als Teil von Vitamincocktails verabreicht wurde. Man erwischt sie beim Ladendiebstahl, Andy Warhol widmet ihr wenig später einen Kurzfilm. Ihre Talente, ihre Schönheit, ihre Stärke machen sie zu einer der ungewöhnlichsten Frauen des Jahrhunderts.

Sie hätte jeden haben können

Der Film „Geniale Göttin” ist übervoll mit außergewöhnlichen Details. Schon mit sechzehn ließ Hedy Kiesler Nacktfotos von sich machen. Auf dem Schloss ihres ersten Gatten – des austrofaschistischen Industriellen Fritz Mandl – ging sie auf Jagd und erlegte einen Hirsch auf 350 Meter Entfernung. Benito Mussolini war dort zu Gast, vielleicht auch Hitler. Sie flieht aus dieser Ehe, in der sie kontrolliert wird, spektakulär nach London. Den Filmproduzenten Louis B. Mayer lässt sie zuerst abblitzen, um ihn auf seiner Rückfahrt über den Atlantik geschickt zu beeindrucken. Sie lernt ein paar Brocken Englisch und wird mit „Algiers“ über Nacht berühmt. Später sagt sie, sie hätte damals jeden haben können, aber sie wusste nie, ob Männer an ihr interessiert waren oder nur an der Fantasie, die sie sich von ihr gemacht hatten.

Einer davon war Howard Hughes, der Luftfahrtpionier, der später in „Aviator“ von Leonardo DiCaprio verkörpert wurde. Über ihn sagt sie, er war ein schlechter Liebhaber. Dabei hilft sie ihm seine Flugzeuge schneller zu machen, kauft Bücher über Fische und Vögel und gestaltet die Flugzeugflügel nach ihren stromlinienförmigen Vorbild. „Du bist ein Genie“, soll er gesagt haben. Doch das ist längst nicht alles. Sie experimentiert mit Tabletten, die man zu einer erfrischenden Cola aufspritzen kann, meint später, sie hätte dabei allerdings nicht an die unterschiedliche Wasserqualität in den Regionen der USA gedacht.

Frequenzsprungverfahren

Ihre größte Idee hat sie im Jahr 1940, das Frequenzsprungverfahren. Bei der Umsetzung hilft ihr der Komponist George Antheil. Dadurch wissen – so wie in einer Radio-Fernbedienung von Philco – Sender und Empfänger gleichzeitig, auf welcher Frequenz gesendet wird. Die Navy winkt allerdings ab, später wird ihr Patent beschlagnahmt, weil sie offiziell eine Ausländerin ist. Kriegsanleihen darf sie vorher aber noch für die US-Armee sammeln, angeblich umgerechnet 343 Millionen Dollar.

In Hollywood sind die Karrieren für Schauspielerinnen damals kurz, es gibt kaum Rollen für alternde Schönheiten, Hedy Lamarrs Karriere dort dauert immerhin zwanzig Jahre. In ihrer fünften Ehe lebt sie recht zurückgezogen in Texas, baut in einem verschlafenen Skiort in Colorado ein Anwesen aus, das sie an die Alpen erinnert. Heute zählen in Aspen diese Grundstücke zu den teuersten in den Vereinigten Staaten. Manchmal sieht man Hedy Lamarr noch in Talkshows. Selbst für ihre Schönheitsoperationen liefert sie noch Ideen, manche werden heute noch genutzt, andere müssen korrigiert werden. „Sie hat Sehnsucht nach Wien. Und möchte einen Film gern drehen“, sagt sie einem österreichischen Journalisten am Telefon.

Erst in den Neunzigern wird sie langsam wiederentdeckt, bezeichnenderweise von der Kommunikationsindustrie. „Es ist auch an der Zeit”, richtet sie anlässlich einer Preisverleihung am Telefon aus. Verteidigungssatelliten umkreisen da schon die Erde, die mit ihrer Erfindung gesichert sind. Ihre Asche wird teils am Himmel in Wien verstreut, ein Teil am Zentralfriedhof bestattet. Zum hundertsten Geburtstag erhält sie dort ein Ehrengrab in der Sektion 33g nur wenige Meter von der Präsidentengruft entfernt. Google widmet ihr weltweit ein Doodle. Ja, das war längst an der Zeit.

 

Fünf Filme mit Hedy Lamarr:

Ekstase (1933): Der erste Sexszene der Filmgeschichte. Dabei sieht man Hedy Kieslers Gesicht in Nahaufnahme, wie sie scheinbar einen Orgasmus hat – ebenfalls ein völliges Novum. Der Film sei ohne ihr Wissen so geschnitten worden, meinte die Schauspielerin später. „Ekstase” war ein großer Skandal, die Kirche verdammte ihn, in den USA war er verboten, in Deutschland zensiert und mit Jugendverbot belegt, ihr Vater wollte sie beinahe umbringen. Heute gilt er gerade in sex-positiven Kreisen als Meilenstein.

Hedy Lamarr Pionierin von Bluetooth, Wlan, Aspen, Orgasmus im Film algiers

Algiers (1938): Ihr erster Hollywood-Film und ihr Durchbruch. Quasi über Nacht werden brünett und der Mittelscheitel en vogue. In „Algiers” wird ein Dieb wird in eine Dreiecks-Liebesgeschichte verstrickt. Der Film erhielt vier Oscar-Nominierungen und war die Vorlage für den legendären „Casablanca“. Lamarr war dafür als Hauptdarstellerin vorgesehen, Metro-Goldwyn-Mayer weigerte sich aber, sie aus ihrem Vertrag zu entlassen.

Hedy Lamarr Pionierin von Bluetooth, Wlan, Aspen, Orgasmus im Film white cargo

White Cargo (1942): Ein Schundfilmchen, um US-Truppen bei Laune zu halten. Lamarr spielt eine kongolesische Einheimische – auch weil ein Hollywood-Kodex die Darstellung von Liebesbeziehungen zwischen Weißen und Schwarzen verbietet. Für Produzent Louis B. Mayer waren Frauen entweder Heilige oder Huren. Lamarr klagt Mayer mehrfach, sie bekommt den Ruf, schwierig zu sein.

Samson and Delilah (1949): Epischer Sandalenfilm von Cecil B. DeMille. Nach „Vom Winde verweht” der zweiterfolgreichste Film des Jahrzehnts. Lamarr spielt Delilah, die im Alten Testament Samson das Haar abschneidet und ihm die Kräfte raubt. Der Film gilt als eine ihrer besten schauspielerischen Leistungen.

Hedy Lamarr Pionierin von Bluetooth, Wlan, Aspen, Orgasmus im Film loves of three queens

Loves Of Three Queens (1954): Lamarr produziert zwei Filme, für Frauen eine absolute Seltenheit. Allerdings sei sie eine gute Künstlerin und schlechte Geschäftsfrau, meinte sie später. Lamarr spielte gleich drei Frauen, mit Regisseur Edgar G. Ulmer stritt sie aber so sehr, dass dieser erstmals seine Dreharbeiten abbrach.

 

„Bombshell” / “Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr“ läuft derzeit in den Kinos.

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Film China: Verführung aus dem Reich der Mitte https://stfndw.com/2018/film/filmland-china-verfuehrung-aus-dem-reich-der-mitte/ Tue, 19 Jun 2018 20:25:32 +0000 https://stfndw.com/?p=15208 China ist gerade dabei, der weltweit größte Filmmarkt zu werden. Das wirkt sich auf das globale Filmschaffen aus. Eine kurze Einführung. Nur Star Wars war erfolgreicher. Fast 900 Millionen Dollar...

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China ist gerade dabei, der weltweit größte Filmmarkt zu werden. Das wirkt sich auf das globale Filmschaffen aus. Eine kurze Einführung.

Nur Star Wars war erfolgreicher. Fast 900 Millionen Dollar hat „Wolf Warrior 2” in China eingespielt, diese Zahl wurde in einem einzelnen Markt nur noch vom ersten der neuen Star Wars-Filme übertroffen. Trotzdem hat in Europa kaum jemand von dem Film gehört. Dabei solle man über diesen Film reden. Er zeigt das neue Selbstverständnis, mit dem China mittlerweile auf der Weltbühne handelt. Bisher spielten chinesische Filme fast ausschließlich im Reich der Mitte. Lange hatte man sich isoliert und im eigenen Markt abgeschottet. Heute aber gibt man sich in China als Fürsprecher des freien Welthandels und der friedlichen Kooperation. Und so kämpft auch dieser Wolfskrieger auf der ganzen Welt gegen das Unrecht. Im zweiten Teil schützt er Rettungskräfte in Afrika vor finsteren Waffenhändlern. Wolf Warrior verkörpert den selbstbewussten Nationalismus, den auch Xi Jinping nach innen propagiert.

Strenge staatliche Kontrolle

Chinesische Filme stehen unter strenger staatlicher Kontrolle. Vor zwei Jahren wurde ein neues Gesetz verabschiedet, das sicherstellen soll, dass die Würde, die Ehre und die Interessen der Volksrepublik nicht verletzt werden. Filme sollen nicht nur den inneren Frieden sichern, sondern auch der Welt zeigen, dass man sich vor China nicht fürchten muss. Man nennt dieses Konzept auch Soft Power. Denn wie viel Einfluss man in der Welt geltend machen kann, liegt nicht nur in militärischer und wirtschaftlicher Stärke, sondern auch in weichen Faktoren. Filme sind relativ ideal, um diese zu transportieren. Also versucht man, chinesische Filme in die Welt hinaus zu tragen. Das gelingt zwar längst nicht so gut wie in Hollywood, aber vor zwei Jahren konnten auf diese Art immerhin rund 550 Millionen und vor einem Jahr 660 Millionen Dollar eingespielt werden.

Hollywood goes China

Früher gelang das vor allem mit Martial-Arts-Filmen. Männer bestehen ein Abenteuer, müssen sich durch Wälder, Tempel oder auf Berge hoch kämpfen. Das kann lustig oder historisch angehaucht sein. Bruce Lee und Jackie Chan sind die Säulenheiligen dieses Genres, die damit auch in Übersee erfolgreich waren. In jüngster Zeit hat man die Strategie erweitert. Stars aus Hollywood werden für chinesische Filme verpflichtet. Einer der ersten war Christian Bale. In „Flowers Of War“ (2001) spielt er einen amerikanischen Bestatter, der in die Wirren der japanischen Kriegsverbrechen von Nánjīng – vielleicht das große Trauma der jüngeren chinesischen Geschichte – hinein gezogen wird. Adrien Brody, Tim Robbins oder Bruce Willis haben es ihm gleich getan. Und auch Matt Damon ließ sich einen Pferdeschwanz wachsen, damit man in einer gigantischen Schlacht an der Großen Mauer ein bekanntes Gesicht sehen kann. Die Kritiken sind vielfach durchwachsen. „The Great Wall“ konnte seine Kosten immerhin mehr als doppelt einspielen.

Größter Filmmarkt

Für westliche Kinobesucher ist der Einfluss Chinas aber noch viel deutlicher in Filmen aus Hollywood sichtbar. China ist ein riesiger Markt, den man nur schwer ignorieren kann. 3,17 Milliarden Dollar war der Filmmarkt im ersten Quartal schwer und hat damit zeitweilig ganz Nordamerika überholt. Im Land gibt es mehr als 50.000 Kinosäle. Viele Hollywood-Filme spielen in China schon mehr Geld ein, als daheim – allein heuer waren das bereits „Ready Player One”, „Tomb Raider“ oder die Fortsetzung von „Pacific Rim“, aber auch Filme aus Indien und Thailand.

Zahl ausländischer Produktionen beschränkt

Wie den meisten Konzernen aus Europa und Amerika wird es aber auch Filmen nicht leicht gemacht. Die Zahl der Produktionen aus dem Ausland ist beschränkt, selbst wenn sie Partner im Land finden. Außerdem gibt es Auflagen. Die territoriale Einheit Chinas darf etwa nicht in Frage gestellt werden – dazu gehört Taiwan und das südchinesische Meer. Aberglaube, Obszönitäten und ethnischer Hass dürfen nicht geschürt werden. Und generell muss der soziale Frieden gewahrt bleiben. Natürlich sind viele dieser Kriterien dehnbar.

China goes Hollywood

Man will sich das Publikum in China gewogen halten. Im „Marsianer“ führt das dazu, dass die fehlende Komponente, um den Weltraum-Robinson zurück zu holen, von den chinesischen Partner geliefert wird. In „Arrival“ ist es ein chinesischer General, der den entscheidenden Impuls für den Frieden auf Erden gibt. Und die Monster in „Pacific Rim“ werden von Shanghai aus bekämpft. Manche Filme bekommen für den Kinostart in China eine eigene Fassung mit entsprechenden Nebenfiguren und Produktplatzierungen.

Enorme Investments und drohende Stafzölle

In Qīngdǎo wurde im April ein riesiges Areal eröffnet, ein acht Milliarden teures Ensemble aus Studios, Kulissen, Hotels und Kinos. Es gibt sogar einen Yachtclub. Die technische Ausstattung ist auf dem letzten Stand, die Löhne sind vergleichsweise billig. Man will nationale und internationale Produktionen anziehen, Filme, Serien und Werbung. Das Projekt wurde von einem chinesischen Milliardär gemeinsam mit der Stadtregierung errichtet. Es zeigt nicht nur, in welchen enormen Dimensionen hier geplant wird, sondern auch das Risiko, das man einzugehen bereit ist. Sollte die Strafzölle ausgeweitet werden, die unter Präsident Trump verhängt wurden, könnten Fotografen hier bald verwaiste Betonmonster ablichten.

 

7 Filme aus China, die man gesehen haben sollte:

(c) Studiocanal

Rote Laterne (1991): Autorenkino. In diesem frühen Meisterwerk von Großmeister Zhang Yimou muss ein Mädchen als vierte Frau in eine Familie einheiraten. Die gesellschaftlichen Zwänge in den engen Mauern werden zunehmend erdrückend.

(c) Studiocanal

Tiger and Dragon (2000): Martial Arts. Ein Coming-Of-Age-Film wird mit einer Liebesgeschichte, spektakulären Kampfszenen und philosophischen Zwischentönen verwoben. Vier Oscars, u.a. für besten fremdsprachigen Film.

(c) Asian Union Film

Devils On The Doorstep (2000): Tragikomödie. Ein Dorf wird gezwungen, während des Zweiten Weltkriegs zwei japanische Gefangene zu verstecken. Wegen seines ironischen Tons ist der Film in China verboten.

(c) Sony Pictures

Mountain Patrol (2004): Moderner Western. Im tibetischen Hochland machen Wildhüter Jagd auf eine Gruppe von ruchlosen Antilopen-Wilderern. Spannungsgeladen und beeindruckende Landschaftsaufnahmen.

(c) Arrow Films

A Touch Of Sin (2013): Drama. Die New York Times kürte ihn zum viertbesten Film dieses Jahrtausends. In vier Episoden bricht durch soziale Konflikte in einem sich rasant verändernden Land plötzlich Gewalt aus.

(c) Arrow Films

Feuerwerk am helllichten Tage (2014): Thriller. Gewinner des Goldenen Bären der Berlinale. Ein ehemaliger Polizist wird im kalten Norden Chinas mit dem Nachhall eines alten Mordfalls konfrontiert. Düster im Stil des Neo Noir inszeniert.

(c) Alive Vertrieb

The Mermaid (2016): Blockbuster. Damals erfolgreichster chinesischer Film aller Zeiten mit starken ökologischen Untertönen. Ein Geschäftsmann verliebt sich in eine Meerjungfrau. Ihr Reich ist allerdings durch seine Geschäftemacherei bedroht.

 

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3 Tage in Quiberon: Dass ich dich besser fressen kann https://stfndw.com/2018/film/3-tage-in-quiberon-romy-schneider/ Tue, 17 Apr 2018 00:22:41 +0000 https://stfndw.com/?p=15225 Romy Schneider wurde ausgebeutet, sie hatte keinen Schutzmechanismus, hat gelitten und dennoch mitgespielt. “3 Tage in Quiberon“ zeigt eine zerrissene Frau. “Und was ist aus mir geworden”, fragt Romy, sie...

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Romy Schneider wurde ausgebeutet, sie hatte keinen Schutzmechanismus, hat gelitten und dennoch mitgespielt. “3 Tage in Quiberon“ zeigt eine zerrissene Frau.

“Und was ist aus mir geworden”, fragt Romy, sie ist kurz vor dem Zusammenbruch. “Der größte weibliche Star Europas”, entgegnet der Schreiber. Er ist ein Haifisch und merkt, dass sein Opfer verwundet ist, er setzt an, gleich ist es erledigt. Der Schreiber ist für den deutschen Stern angereist, er will Geständnisse, er will Skandale, er will über Kaiserin Sissi reden, diese Rolle, die an Romy Schneider klebt wie ein alter Fluch. Ihm ist egal, dass sie in Frankreich längst für andere Filme verehrt wird, er spricht mit ihr über Geld, mit dem sie nicht umgehen kann, er fragt nach ihrem Vater, nach ihrer Mutter, die von Hitler verehrt wurde.

Er hat fest zugebissen, lässt nicht mehr los. Stunden später wird sie von der Putzfrau gefunden, Romy liegt noch immer kauernd am Boden, ein Haufen Elend, unzählige Gläser und Flaschen stehen auf dem Tisch. Dabei ist sie hier in der Bretagne, um eine Kur zu machen, drei Tage in Quiberon, kein Alkohol, frische Luft, strenge Diät, so wird es verschrieben. Trotzdem willigt sie ein, ein Interview zu machen. Das schwarz-weiße Drama nimmt seinen Lauf.

3 Tage in Quiberon
(c) Filmladen

“Im Moment bin ich ganz kaputt“, so hieß die Titelgeschichte, die damals im Jahr 1981 im Stern erschien, ein Jahr bevor Romy Schneider stirbt. Der Journalist Michael Jürgs lebt heute noch, er hat der Regisseurin von “3 Tage in Quiberon” bereitwillig Auskunft gegeben, war aber sehr überrascht, als er das Drehbuch las, er wäre ja ein Satan von Anfang bis Ende, soll er gesagt haben. So unrecht hat er damit nicht. Im Film steigt er mit der Frage ins Interview ein, ob sich Romy weggestohlen habe, weil sie daheim keine Anerkennung bekommt. Er sagt ihr, dass er ihren Ex-Mann in Hamburg gesehen habe, am Morgen an dem er sich erhängt hatte, eine blanke Lüge.

Auf diese Art erfährt man im Lauf des Films immer mehr über das Leben der Romy Schneider, Österreichs größter Schauspielerin, man erfährt, dass sie eine zerrissene Frau war, der man kaum helfen konnte. Sie wird sogar gewarnt, eine ihrer besten Freundinnen ist angereist, sie geht mit ihr feiern, nimmt ihr die Schlaftabletten weg, sie legt sich mit ihr hin, weil Romy alleine nicht einschlafen kann. Immer wieder sagt sie ihrer Freundin, dem kannst du nicht trauen, der schreibt das alles. Und einmal will sie, dass Romy das Interview abbricht. Aber Romy kann nicht, sie ist gefangen, lässt sich gefangen nehmen. So stellt es jedenfalls der Film dar.

Opfer und Täter

“Der Film ist eine Fiktion“, das gibt die Regisseurin Emily Atef zu. Aber diese Fiktion findet in der Gegenwart offenbar großes Echo. Denn durch soziale Medien stehen Menschen heute noch viel mehr im Brennglas der Öffentlichkeit, eine dumme Äußerung in einer privaten Gruppe, ein missverständlicher Tweet, eine lasche Reaktion kann heute massive Empörung auslösen. Trolle heizen das Ganze noch weiter an. Und Dinge, die früher als privat galten und unantastbar, werden heute bereitwillig gepostet, Kinderfotos, Geständnisse, Erkrankungen, nichts kann mehr nicht bekannt werden. Diese Zweischneidigkeit führt der Film vor.

3 Tage in Quiberon
(c) Filmladen

Auch Romy ist kein reines Opfer, ihr gefällt die Aufmerksamkeit, sie posiert gerne für die Kamera. Geschichten über den Ruhm und die eigene Branche finden Leute aus dem Film natürlich besonders interessant. Zehn Mal wurde “3 Tage in Quiberon“ für den Deutschen Filmpreis nominiert. Maria Bäumer überzeugt als Romy Schneider, noch dazu scheint sie ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.

Am Ende findet im Film sogar der Schreiber des Magazins einen Funken Herz, er gibt Romy das Interview, damit sie es sich durchsieht und streicht, was sie nicht über sich lesen will. In einer späten Einstellung springt Romy glücklich zwischen den Felsen am Meer. Und als sie sich den Knöchel verstaucht, kommen ihr die anderen zu Hilfe, sie muss gestützt werden, links der Journalist, rechts ihre Freundin.

 

“3 Tage in Quiberon” von Emily Atef mit Maria Bäumer als Romy Schneider.

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Annihilation: Am Ende war das Licht https://stfndw.com/2018/film/annihilation-ausloeschung-mit-natalie-portman/ Mon, 19 Mar 2018 00:28:36 +0000 https://stfndw.com/?p=15227 Natalie Portman stößt vor ins Herz des Lichts. Dort geht es um nichts weniger als Tod und Wiedergeburt. Nebenbei wird „Auslöschung“ von einem Streit begleitet, bei dem Netflix eine tragende...

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Natalie Portman stößt vor ins Herz des Lichts. Dort geht es um nichts weniger als Tod und Wiedergeburt. Nebenbei wird Auslöschung“ von einem Streit begleitet, bei dem Netflix eine tragende Rolle spielt.

40 Millionen Dollar sind ein ordentliches Budget. Die Financiers von Auslöschung“ hätten sich vorher wohl besser damit auseinandergesetzt, wovon das Buch handelt, das als Vorlage für diesen Film dient. Dann hätten sie gewusst, was sie erwartet, nämlich ein verstörender Sci-Fi-Horror, der dem Publikum einiges abverlangt. So aber wollten sie nach den ersten Testvorführungen deutliche Änderungen, vor allem das Ende sollte überarbeitet und konventioneller werden. Regisseur und Produzent lehnten dies ab, sie entschieden über den finalen Schnitt.

Die Geldgeber verkauften den Film deshalb weiter. Auslöschung” ist nur in den USA und China in den Kinos gestartet, weltweit ist er seit eben auf Netflix verfügbar. Das ist einerseits toll, denn viele Leute können ihn sofort sehen, andererseits entgehen ihm dadurch Einnahmen. Zudem wurde er für große Leinwände gemacht. Das merkt man spätestens, wenn man in die visuell spektakuläre Welt eintaucht, die Natalie Portman mit einem Team weiblicher Wissenschaftlerinnen erkundet.

Hinter dieser schimmernden Mauer sind die Gesetze der Physik verändert, so wie auch das Leben an sich, wie es stirbt und wie es neu geboren wird. (c) Netflix

Sie betreten ein Schimmern, das sich seit einigen Jahren bei einem Leuchtturm ausbreitet. Dort hat eine außerirdische Intelligenz eingeschlagen, kein Mensch ist jemals aus dieser seltsamen Zone zurückgekehrt. Die fünf Frauen treffen auf eine fremde Welt, sie ist von allen Menschen verlassen. Schön ist wüst, und wüst ist schön. Tiere, Pflanzen und Blüten wachsen dort überall, einmal überwuchern sie Wände, ein andermal wachsen sie in Form menschlicher Körper zwischen kniehohem Gras. Wie in einem Prisma brechen sich in dieser Zone alle Signale des Lebens, das führt dazu, dass ein Alligator zuschnappt wie ein Hai oder ein Bär um Hilfe schreit wie ein Mensch. Diese Chimären vermehren sich beinahe wie ein Tumor, obwohl hier alles so bunt sprießt und gedeiht, werden sie das Leben selbst verändert.

Trauma und sexuelle Symbole

Vieles erinnert in Auslöschung“ an den sowjetischen Sci-Fi-Klassiker Stalker“. Auch dort ist nie ganz klar, worum es geht, der schlingernde Weg durch eine fremdartige Zone wird zur Reise ins Innere der Protagonisten selbst. Ganz so weit geht dieser Film nicht. Aber auch sie müssen ein Trauma bewältigen. Dazu kommen viele sexuelle Anspielungen, der phallische Leuchtturm ist mit Venen überwuchert, eine Öffnung zu einem Tunnel gleicht einem Schließmuskel, der Gang dahinter mit seinen Krypten und Zotten einem Darm. Tod, Zerstörung und Wiedergeburt liegen ganz nahe aneinander. Und am Ende war das Licht.

Der Film macht es dem Publikum nicht leicht. Dazu gehören viele Zeitsprünge und einige offene Enden in der Handlung. Was wollen diese fremdartigen Lebensformen, was macht das alles aus den Menschen, das bleibt unklar. Noch dazu sind einzelne Entscheidungen der Wissenschaftlerinnen dezent hirnrissig. Was der Film aber definitiv schafft, ist eine einzigartige, faszinierende Welt zu erfinden. So schön war Horror noch nie.

 

“Auslöschung” von Alex Garland mit Natalie Portman auf Netflix.

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Maria Magdalena: Wonder Woman https://stfndw.com/2018/film/maria-magdalena-ein-feministischer-bibelfilm/ Tue, 13 Mar 2018 00:33:41 +0000 https://stfndw.com/?p=15229 Von Rom wurde Maria Magdalena lange als Prostituierte geschmäht, ein überfälliger Film korrigiert dieses toxische - und faktisch unbegründete - Frauenbild.

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