Netflix, Amazon, Disney: Streaming Wars

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Netflix, Amazon, Disney: Streaming Wars

Netflix, Amazon und Disney wollen der Mediengigant der Zukunft werden. Dafür streamen sie demnächst noch größere, buntere, epischere Serien auf unsere smarten Geräte.

„Netflix and chill“ hat ein spürbares Eigenleben entwickelt, seit es vor zehn Jahren erstmals beiläufig verwendet wurde. Eine ausgefuchste Kampagne stand nicht dahinter, der Slogan entstand ganz natürlich, weil Menschen ihn so verwendeten. Netflix selbst hat ihn erst spät für sich entdeckt. Streaming ist schnell in den Alltag vieler Menschen eingedrungen, bald verstanden damit auch Outsider den Insiderwitz. Und Netflix wurde zum Inbegriff langer Serienmarathons.

Videos kann man dort starten, wann man will, Sprachen und Untertitel auswählen, kreuz und quer springen oder sich von den Empfehlungen des Algorithmus treiben lassen. In Österreich gibt es Netflix seit vier Jahren, jeder fünfte Österreicher loggt sich heute regelmäßig dort ein. Von allen Minuten, die auf Streaming-Plattformen angesehen werden, entfallen auf Netflix immerhin 17%.

HBO hat lange zugesehen. Der US-Sender wurde vor zwanzig Jahren mit Serien weltweit bekannt, die mit ausufernden Handlungsbögen die Möglichkeiten des Erzählens neu definierten. Auf die Emmys, die Oscars des Fernsehens, hatte der Sender deshalb lange ein Abonnement. In Österreich läuft dessen Programm, zu dem die Sopranos, Six Feet Under, The Wire, Game Of Thrones und Westworld gehören, mittlerweile bei Sky. Im Juni dieses Jahres wurde schließlich ein Deal bestätigt, bei dem Time Warner gemeinsam mit HBO vom Telekom-Giganten AT&T übernommen wurde. Damit wird ein neues Kapitel um die Aufmerksamkeit der Nutzer eingeläutet. Und HBO spielt darin eine zentrale Rolle.

Drachen Money

Noch mehr Serien sollen produziert werden. HBO war bisher zurückhaltend gewesen, immerhin lebte man sehr gut von Drachen und Eiszombies. Bei 6,3 Milliarden Dollar Umsatz betrug der Gewinn des Senders letztes Jahr 2,2 Milliarden. In etwa dieselbe Summe investierte man auch wieder in neues Programm – ein mickriger Betrag, wenn man ihn mit den 12 Milliarden Dollar vergleicht, die Netflix jedes Jahr in neue Inhalte pumpt.

Streaming Netflix vs Amazon vs HBO vs Disney
Die Drachen von Daenerys spucken für Feinde Feuer aus und für HBO sehr viel Geld.

Bei HBO soll die Summe nun deutlich wachsen, man arbeitet an einer Serienadaption von Watchmen, in der Superhelden in einer nostalgischen Welt als Außenseiter behandelt werden, dazu an einem Ableger von Game Of Thrones. Außerdem wird das Mutterunternehmen Time Warner seine Inhalte von anderen Anbietern abziehen, damit das Angebot von HBO exklusiver wird, darunter auch Filme von Warner Bros.

Netflix hält dagegen. Es hat alleine fünf deutsche Serien in Auftrag gegeben, darunter eine Fortsetzung des gefeierten „Dark“. Das ist auch deshalb notwendig, weil die Europäische Union Anbieter zwingt, solche Inhalte zu produzieren. Das entsprechende Gesetz wird im Dezember endgültig beschlossen.

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Dark Season 1

Viel höher skalieren

Global teilen sich US-amerikanische Konzerne den Markt für Streaming auf. Eine europäische Konkurrenz ist – im Unterschied zum Musikbereich mit Spotify aus Schweden – nicht in Sicht. Denn innerhalb der Europäischen Union muss jeder Markt einzeln erschlossen werden. Das macht es für Start-ups schwer. Der heimische Streaming-Anbieter Flimmit etwa ist mit seinem Programm, das viele Nischenfilme aus Österreich umfasst, zwar weltweit verfügbar – mit der Einschränkung allerdings, dass dies aus lizenzrechtlichen Gründen für manche Inhalte in manchen Ländern nicht gelten kann. Die Streams bei Flimmit laufen zudem nicht ganz unterbrechungsfrei. In den USA können Unternehmen dagegen ein neues Produkt für 328 Millionen Menschen gleichzeitig ausrollen und dadurch viel höher skalieren. Ähnliches gilt übrigens auch für China mit einem noch grösseren Markt.

Mediennutzung in Österreich

In Österreich werden Serien und Filme derzeit vor allem am Computer angesehen. Immerhin ein Drittel der Zuseher tun das am smarten Fernseher, ganze 42% sogar intensiv und täglich. Sie nutzen vor allem Youtube, Netflix und Amazon. Letzteres wählte Österreich als einen seiner ersten Märkte für Video-On-Demand aus. Wer sich Päckchen mit Amazon Prime schneller schicken lassen will, bekommt das Serienangebot gratis obendrauf. Damit konnte Amazon schnell ein Drittel aller Österreicher überzeugen. Die Plattform liegt bei den Nutzerzahlen ein deutliches Stück vor Netflix.

Youtube stellt beide allerdings deutlich in den Schatten. Für die Inhalte sind dort die User selbst verantwortlich, zu denen mittlerweile auch viele Sender gehören. Die Videos auf Youtube sind generell gratis abrufbar, ein Abonnement bietet den einzigen Vorteil, keine Werbung mehr angezeigt zu bekommen.

Amazon dagegen produziert auch Serien und Filmen, und das im großen Stil. Mit rund 5 Milliarden Dollar für neue Serien reiht man sich heuer zwischen Netflix und HBO ein.  Weltweit hält man derzeit bei rund 100 Millionen Abonnenten, die man vor allem mit Indien demnächst verdoppeln will.

Eigene Plattformen gehen an den Start

Bald wollen noch mehr Anbieter etwas von diesem Markt haben. Disney und Apple haben angekündigt, nächstes Jahr mit eigenen Streaming-Plattformen zu starten. Für diese brauchen beide exklusive Inhalte, um ihren Nutzern entsprechende Vorteile zu bieten. Disney kann sich dabei im Marvel-Universum und bei Star Wars bedienen. Gleichzeitig hat der Konzern beschlossen, die Zusammenarbeit mit Netflix zu beenden, wodurch dort demnächst die Avengers, Guardians Of The Galaxy, Toy Story oder König der Löwen fehlen werden.

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Die Neuverfilmung von “Suspiria” wurde von Amazon produziert. Streaming-Dienste geben mittlerweile auch Filme in Auftrag. Das kann man auch an “Roma” von Alfonso Cuarón sehen, das für Netflix produziert wurde.

Die Konkurrenz wächst. Der Markt für Streaming gleicht mittlerweile einer Einkaufsmeile mit ganz unterschiedlichen Geschäften. HBO ist dabei eine Boutique, Disney ein Fachgeschäft, Netflix ein großes Warenhaus und bei Amazon bekommt man alles und noch viel mehr, vom Diamantbohrer über hauptberufliche Fusskitzler bis zum Auftragskiller.