10 Dec Beyonce: Schwarzer Feminismus
Mit 40 Jahren hat Beyonce mehrfach Popmusikgeschichte geschrieben. Schwarze Identität und Feminismus werden mit ihr zu Leitthemen.
[Beiträge erstmals ausgestrahlt im Ö1 Radiokolleg, September 2021]
Scharfe Soße, immer dabei. Beyonce kommt schließlich aus dem tiefen Süden, aus Houston in Texas, der viertgrößten Stadt in Nordamerika. Im Süden gehört scharfe Soße in jedes Essen. Hier bewegen sich die Menschen angeblich langsamer, weil es draußen so drückend heiß wird. Die Familiengeschichte von Beyonce Giselle Knowles ist eng mit der Region verflochten. Ein Vorfahre ist ein reicher Händler, der sich in eine Sklavin verliebt und heiratet. Ihre Großmutter marschiert mit Martin Luther King. Ihr Vater muss in Alabama von der Polizei zur Schule eskortiert werden, als die Trennung nach Hautfarben durch das Höchstgericht aufgehoben wird. Später verdient er sehr gut bei der Druckerfirma Xerox als Vertriebsleiter. Ihre Mutter ist Kreolin mit Wurzeln in Louisiana, der ein sehr erfolgreicher Haarsalon gehört.
Beyonce taugt als Aushängeschild einer kleinen Revolution. Schwarze Frauen haben in der Popmusikgeschichtsschreibung lange eine untergeordnete Rolle gespielt. Für die bestimmenden Bewegungen der 2010er Jahre – Feminismus und Black Lives Matter – wird sie Sängerin zur Ikone. Auf mehreren Solo-Alben entwickelt sie ihre Version von Schwarzem Feminismus. Dieser behauptet ein starkes Selbst, fordert Respekt und finanzielle Unabhängigkeit. In dem Song “6 Inch“ werden sechs Zoll hohe Absätze zu einem Symbol von Stolz und Macht. Mitunter steht dieser Feminismus auch in der Kritik, manchen ist er ein schlechtes Vorbild, zu reich, zu schön, zu erfolgreich. Ihr Auftrit beim Superbowl (2016) das Album “Lemonade” (2016) und “Black Is King” sind komplexe Werke über die Geschichte der Sklaverei, über Trauma, Schönheitsnormen und Black Pride.
Die vier Teile des Radiokollegs behandeln nacheinander die Alben “Survivor” (Dirty South, Destinys Child, Surrogation), “Beyonce” (Hip Hop Feminism, Sexualität, Post-Genre-Pop), Lemonade (Black Lives Matter, Glanz) und “Black Is King” (Afrofuturismus, Black Pride).