Geld in der Kunst: ¥€$

Geld in der Kunst, Ausstellung Trakl Haus Salzburg

Geld in der Kunst: ¥€$

Geld kann ein wichtiger Rohstoff für Kunst sein. Im Salzburger Trakl Haus strahlen die Zeichen von Yen, Euro und Dollar derzeit in vielen bunten Farben von den Wänden.

Hier wird Geld ganz wortwörtlich genommen. Im Salzburger Trakl Haus sind derzeit Münzen und Scheine zu sehen, Dollars, Euros, Pesos und Rand. Sie wurden bemalt, geschreddert, signiert, collagiert, und manchmal sind sie sogar unverändert in Arbeiten zu sehen. Diese Ausstellung widmet sich dem Geld in der Kunst. Nicht im übertragenen Sinn, sondern ganz direkt. Eine angenehme Abwechslung, denn leicht wäre es auch anders vorstellbar. Immerhin wird mit Kunst derzeit spekuliert wie selten zuvor, es wird veranlagt, investiert, in zollfreien Häfen geparkt und der globale Markt für Kunst wächst seit Jahren. In Salzburg ist davon aber nichts zu sehen, kein Kommentare auf den Kunstmarkt, keine Computer, die an einer Kryptowährungen für den Kunsthandel rechnen, keine Preislisten und Rekorde, keine Kritik an dem Geschäft der Galeristen. Stattdessen sieht man einfach nur Geld in der Kunst. Das ist aus mehreren Gründen riskant, lohnt sich aber.

Ein Risiko ist das Geld selbst. Denn Geld ist nichts, das man üblicherweise wegen seines Designs schätzt, wegen der Muster, wegen seiner Farbigkeit oder Textur, sondern wegen seines Werts. In einem Kunstwerk kann ein Apfel für Vergänglichkeit, für den Sündenfall, für Fruchtbarkeit oder je nach Kontext auch für etwas ganz anderes stehen. In der Kunst überlagern sich die Bedeutungen oft, sie schillern und sind offen. Geld aber steht nie für etwas anderes als für Geld. Und deshalb besteht ein Risiko, dass Geld die Kunst erdrückt. Wenn Dollars, Yen und Yuan in Werken zu sehen sind, ist es nicht leicht, darin keinen Kommentar zum Kapitalismus zu sehen, weil Geld eben Dinge kaufen kann.

Ein Million Dollar Fetisch

Die „One Million Dollar Banknote“ von Ernst Fuchs ist ganz plakativ. Darauf treibt ein Skelett auf einem Ross mehrere Menschen wie am Tag des Jüngsten Gerichts vor sich her. Es wurde auf eine Dollarnote gemalt, deren Wert nach oben korrigiert wurde. Aber auch in einem weniger katholischen Land – etwa der Schweiz – muss einem Künstler die Beschäftigung mit Geld manchmal wie eine Obsession vorgekommen sein. Daniel Spoerri, der sonst für Werke bekannt ist, auf denen er die Reste großer Essen auf Tischplatten fixiert und diese vergänglichen Momente festhält, benennt sein Werk entsprechend mit “Fétiche monnaie“, der Fetisch Geld. Er bestreut dafür einige afrikanischen Holzobjekte, die wie Pilze aus dem Boden sprießen, mit den Resten von Banknoten.

Carlos Aires, “Disaster 2 (Iraq Tumbas)”, 2013, Original-Banknote, Digitalprint auf Hahnemühle Papier

Auch Ingrid Pitzer hat Geldscheine geschreddert und die Schnipsel in ein kultisches Objekt verwandelt, einen Kuchen, der von Plexiglas davor bewahrt wird, aufgeteilt zu werden. Ein Werk von Stefan Sagmeister, dem international gefeierten Designer aus Österreich, hätte sich hier tadellos eingefügt. Auch er betont das Obsessive der Art, wie wir mit Geld umgehen. Er hat rund 300.000 Cent-Münzen am Boden anbringen lassen und schreibt damit in eleganten Buchstaben: Obsessionen machen mein Leben schlechter, aber meine Kunst besser. Matthias Krinzinger hat für diese Ausstellung eine nicht unähnliche Idee gehabt, er ließ eine Litfasssäule in der Salzburger Franz-Josef-Straße mit rund 40.000 Münzen bekleben. Passanten sollen sich an ihnen bedienen und damit das Werk verändern.

Kunst Litfasssäule Salzburg (c) Stadt Salzburg / Alex Hoerner

Für ein paar Zentimeter mehr

Künstlerische Aussagen mit Geld sind oft nicht rasend subtil, gerade wenn die Künstler aus den USA kommen. Scott Campbell schneidet aus Geldbündeln zumeist die Formen von Totenköpfen oder Waffen heraus. Justine Smith formt eine Handgranate aus Yuan-Scheinen, andere malen Van Gogh oder den Schrei von Edvard Munch auf Geldscheine. Der Künstler Mark Wagner wiederum zerschneidet hunderte Dollarnoten von Hand, er sammelt einzelne Elemente wie Köpfe, Blumen oder die Unterschriften der Notenbankchefs in kleinen Schubladen, um später daraus in mühevoller Arbeit neue Bilder zu formen – Porträts berühmter Männer, Stadtansichten oder das ikonische Gemälde „American Gothic“. Werke US-amerikanischer Künstler sind in Salzburg nur wenige zu sehen, mit der Ausnahme eines echten Andy Warhols. Die Schau konzentriert sich eher auf Künstler aus dem deutschsprachigen Raum.

Gerhard Rühm, „Münzmusik“, 80er Jahre, Frottage, 29,7 x 21 cm

Ein weiteres Risiko, wenn Geld in der Kunst ausgestellt wird, ist die Kleinteiligkeit der Arbeiten. Münzen und Scheine müssen handlich sein, viele Werke sind es deshalb auch. Der Dollarring von Khan Hildebrand etwa ist zwei mal zwei Zentimeter groß, ein Objekt von Knut Klingler überragt es um weitere zwei Zentimeter, das Pressgeld von Robert Zahornicky ist immerhin noch einmal fast doppelt so hoch. Und wenn Roman Pfeffer vor Augen führt, wie viel Papier und Farbe verwendet werden, um eine Million Euro zu drucken, geht sich das ebenfalls auf sehr überschaubarem Raum aus. Viele Arbeiten bewegen sich in dieser Dimension, sie sind nicht darauf ausgelegt, von weit weg betrachtet zu werden. Stattdessen wollen sie von ganz nah untersucht werden. Es gibt aber natürlich auch einige Werke, die Geld überlebensgroß aufblasen, die Hoheitssymbole von Euro und Dollar, als Neonschild, als Polymer auf Holz, mit der Sprühdose oder Acryl.

Die Suche nach Geld in der Kunst wäre nicht so einfach gewesen wie bei den bisherigen Ausstellungen zu Schuhe, Essen, Tiere oder Musik, räumt der Katalog des Trakl Haus ein. Aber am Ende wurde hier mit der Hilfe von spezialisierten Galerien eine überraschende, vieldeutige und ja … reiche Schau kuratiert.

 

„Schilling, Mark, Dollar, Euro und … Geld in der Kunst“ bis 15. September im Trakl Haus, Salzburg