Claude Monet: Was sind das für Filter

Claude Monet, Impressionismus, Albertina Wien

Claude Monet: Was sind das für Filter

Claude Monet bringt Farbe und Licht in die Albertina. Zu sehen sind zentrale Werke aus allen Schaffensphasen. Die Moderne wirft ihre zarten Schatten voraus.

Impression, da war ich sicher. Ich sagte mir auch, weil ich beeindruckt war, musste eine Form von Impression darin sein … und welche Freiheit, welche Gewandtheit der Ausführung! Tapete in ihrem embryonalen Zustand ist ausgearbeiteter als dieses Seestück da.” Das schreibt der Journalist Louis Leroy in einem fiktiven Streitgespräch, das dem Impressionismus später seinen Namen gibt. Eine Reihe von Künstlern hatte sich zu einer Ausstellung zusammengetan, weil sie im Pariser Salon laufend abgelehnt wurden. Ein Bild stößt auf besondere Kritik. Die Spiegelungen der Sonne im Wasser sind als ein paar gekreuzte Striche dargestellt, dahinter ist wildes Grau in Grau, ein blaues Schiff könnte von einem Kind gemalt worden sein und überhaupt ist darauf nichts zu erkennen. Das Bild stammt von Claude Monet und heißt Impression Sonnenaufgang. Der Durchbruch für ihn ist das stilbildende Gemälde noch lange nicht. Der kommt erst viele Jahre später.

Frühester Ausdruck moderner Freizeitkultur

Heute kann man sich kaum einen größeren Namen vorstellen, kaum einen Künstler, der wichtiger war im Langen Jahrhundert, der den Stil seiner Zeit geprägt und den Weg in die Moderne geebnet hat. Claude Monets Motive finden sich zu tausenden auf Postkarten und Drucken, auf Tassen, Döschen und Taschen, über Kaminen, Couchs und Klos. Aber man muss sich vor Augen führen, wie radikal diese Künstler damals waren. Sie verstießen gegen alle Konventionen. Sie lösten Menschen, Häuser und die Natur auf, es bleiben nur mehr Farbe, nur mehr Licht und Schatten. Für sie zählt der flüchtige Augenblick.

Die Gestalten auf dem Boulevard des Capucines haben kein Gesicht, sie sind nicht einzigartig, sondern existieren nur mehr als anonyme Masse. Die Impressionisten malen auch keine mythischen Gestalten, keine Helden und Heerführer, keine historischen Szenen und keine Götter, sondern Menschen beim Spazieren, beim Bootsfahren, am Strand oder im Garten. Hier findet die moderne Freizeitkultur ihren frühesten Ausdruck.

Derselbe Schober, dieselben Pappeln, dieselbe Kathedrale

Claude Monet flieht 1870 nach London, um nicht im Deutsch-Französischen Krieg kämpfen zu müssen und lernt dort die Malerei von William Turner kennen. Kurz darauf sichert ein Erbe erstmals ein bürgerliches Auskommen. Er zieht vor die Tore von Paris nach Argenteuil, wohin der Wiederaufbau viele Brücken und Wege für neue Dampfrösser gebracht hat, später nach Vétheuil, einem verarmten Wallfahrtsort auf halbem Weg in die Normandie.

Monet malt in dieser Phase vor allem Landschaften und perfektioniert seine Technik. Er schichtet seine Striche zusehends, die Bilder wirken dadurch regelmäßiger. Den Winter fängt er allen Facetten ein, mal blau und rosa, mal grünlich, gelb, eisig und klar, mal matschig, mal neblig oder frisch verschneit. 1890 beginnt er dann erstmals, dieselbe Ansicht mit genau demselben Bildausschnitt immer wieder zu malen. Zuerst einen Getreideschober und Pappeln bei Giverny, die Kathedrale von Rouen, später das Parlament in London und die Brücke bei Charing Cross.

Der Erfolg kommt über Amerika

„Ohne Amerika wäre ich verloren, ruiniert gewesen, nachdem ich so viele Monets und Renoirs gekauft hatte. Die zwei Ausstellungen dort 1886 haben mich gerettet. Die amerikanische Öffentlichkeit hat mittelmäßig gekauft… aber dank ihr konnten Monet und Renoir überleben und hinterher ist die französische Öffentlichkeit ihr gefolgt“, sagte der Galerist Paul Durand-Ruel später. Sein Anteil am Erfolg der Impressionisten ist enorm, er soll für den Verkauf von rund einem Drittel ihrer Bilder verantwortlich sein. Die Serien von Claude Monet kommen zu einem Zeitpunkt, als es erstmals eine echte Nachfrage nach seinen Bildern gibt.

Kurz darauf entstehen schon neuere, jüngere Avantgarden, die dem Impressionismus Konkurrenz machen. Die Pointillisten etwa, die in die entgegengesetzte Richtung gehen, die kleine Farbpunkte nebeneinander setzen und geometrische Formen wiederentdecken. Einige Kollegen wenden sich dem neuen Stil zu. Monet reagiert, indem er seine Striche immer schneller setzt. Nur widerwillig gibt er dem Drängen von Freunden nach, seine Bilder doch bitte wieder stärker auszuarbeiten.

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Claude Monet, Seerose, 1907 (c) Musee Marmottan

Er kann sich jetzt in Giverny Gärtner leisten, lässt einen Bach durch seinen Garten leiten umleiten und einen Teich anlegen. Hier entstehen die berühmten Gemälde der japanischen Brücke und der Seerosen. Die Striche werden immer ungestümer, der Bildraum löst sich auf, die Farben verschieben sich völlig und die Natur wuchert in Rot, Grün und Gelb, in Türkis, Violett und Orange. Die Abstraktion hat da längst schon die Moderne übernommen.

 

Claude Monet bis 6. Jänner in der Albertina Wien.